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Grußwort von Bürgermeisterin Petra Kalkbrenner anlässlich des Gedenktages an die Opfer des Nationalsozialismus vom 27. Januar am Mittwoch, den 27.01.2021

Auf Grund der Corona-Pandemie nahmen am diesjährigen Gedenktag an die Opfer des Nationalsozialismus Bürgermeisterin Petra Kalkbrenner und Ortsvorsteher Hermann Leuning eine stille Kranzniederlegung auf dem jüdischen Friedhof in Heimerzheim vor. Nach alter jüdischer Tradition legte Hermann Leuning einen Kieselstein zum Gedenken an die Verstorbenen ab.

Stille Kranzniederlegung durch Ortsvorsteher Hermann Leuning und Bürgermeisterin Kalkbrenner.

Sehr geehrte Bürgerinnen und Bürger,

der Gedenktag an die Opfer des Nationalsozialismus wird in Swisttal traditionell mit einer Gedenkveranstaltung der Gemeinde Swisttal auf dem jüdischen Friedhof in Heimerzheim begangen. In diesem Jahr kann aufgrund der Einschränkungen durch die Corona-Pandemie nur eine stille Kranzniederlegung erfolgen. Wir sind zuversichtlich, dass die Gedenkfeier im kommenden Jahr wieder stattfinden kann.

An der Gedenkveranstaltung können in diesem Jahr nicht wie sonst, Vertreter der Politik, der Kirchen und der Bürgerschaft, Ratsmitglieder, Ortsvorsteher, Mitglieder des Arbeitskreises Heimat Heimerzheim, Vertreter des Arbeitskreises „Stolpersteine“ sowie Mitglieder des Initiativkreises „Informationstafel ehemaliger jüdischer Friedhof Heimerzheim“ und Schüler der Sekundarschule teilnehmen. Die Schülerinnen und Schüler der Georg-von-Boeselager Sekundarschule engagieren sich seit vielen Jahren bei der Gestaltung der Gedenkfeier.

Der 27. Januar ist seit 1996 ein bundesweiter Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus. Am 27. Januar 1945 befreite die Rote Armee das Konzentrationslager Auschwitz. Der Historiker Magnus Brechtken, der stellvertretender Direktor des Instituts für Zeitgeschichte in München ist, sagte kürzlich in einem Interview zur Frage, was ein solcher Gedenktag leisten kann:

„Die Menschen sollen sich in ihrem Alltagsleben ihrer historischen Dimension erinnern. Auschwitz steht repräsentativ für die Verbrechen der Nationalsozialisten. Der Name symbolisiert ihren Anspruch auf rassistische Weltherrschaft. Daher ist es passend, dass am 27. Januar, am Jahrestag der Befreiung der überlebenden Häftlinge, an die Opfer des NS insgesamt erinnert wird. Wenn Menschen sich so vielleicht nur für fünf Minuten aus ihrem Alltag nehmen, um nachzudenken, haben wir schon viel erreicht.“

Der Gedenktag an die Opfer des Nationalsozialismus veranlasst uns, über die Geschichte nachzudenken und kann uns dazu anregen, mit Freunden, Familie und Bekannten über Geschichte zu sprechen. Gemeinsam gedenken wir heute der Männer, Frauen und Kinder, die Opfer der nationalsozialistischen Herrschaft wurden. Millionen europäische Juden, eine halbe Millionen Sinti und Roma und weitere Menschen, die nach der Rassenideologie der Nationalsozialisten nicht zur „Volksgemeinschaft“ gehörten, wurden Opfer systematischer Entrechtung, Verfolgung und Ermordung. Die Ereignisse in der Vergangenheit sowie extremistische, antisemitische und rassistische Verbrechen in unser Zeit mahnen uns, wie wichtig es ist, dass jeder einzelne sich für Frieden und Menschlichkeit einsetzt und sich mit großer Entschlossenheit und Mut Rassismus, Antisemitismus, Hass und Diskriminierung entgegenstellt.

 

In Zeiten der Corona-Pandemie wird in den Medien auch über die Verbreitung antisemitischer Verschwörungstheorien zu Corona berichtet. "Krisenzeiten waren schon immer Hochzeiten des Judenhasses", sagt Charlotte Knobloch, die frühere Vorsitzende des Zentralrats der Juden.  Ende Dezember 2020 sagte Christoph Heubner, Vizepräsident des Internationalen Auschwitz-Komitees, in einem Interview:

„Die Anspannung ist mit jeder Demonstration und jedem Vorfall in Europa gewachsen. Natürlich sollen es wieder die Juden sein, die hauptverantwortlich sind für diese Pandemie. Damit wächst bei den Überlebenden ein Gefühl der Bedrohung, dass sie nicht nur selbst betrifft, sondern auch ihre Nachkommen. […] Die Erkenntnis, dass die Aggressivität des Antisemitismus immer latent vorhanden ist und neue Richtungen entwickelt und sich neu formiert, das ist schon sehr, sehr bitter. Auch für die Kinder- und Enkel der Überlebenden.“

Die aktuellen Entwicklungen zeigen, die Bedeutung und das Erfordernis der Auseinandersetzung mit unserer Geschichte. Der Gedenktag für die Menschen, die Opfer der nationalsozialistischen Verbrechen wurden, mahnt uns, Verantwortung für unsere Erinnerungskultur zu übernehmen, die politische Bildung junger Menschen zu fördern und uns für Menschlichkeit, Demokratie, Rechtsstaatlichkeit, Gerechtigkeit und Toleranz einzusetzen.

Um an die jüdischen Bürger aus Heimerzheim zu erinnern, wurden im Dezember 2015 sieben Gedenksteine in der Kirchstraße verlegt. Adolph, Gela und Alexander Moses sowie Katharina, Jakob, Paula und Irene Steinhardt, lebten in Heimerzheim und wurden 1942 deportiert und ermordet. 2020 wurde ein weiterer Gedenkstein, der an Helena Meyer erinnert, in der Kölner Straße in Heimerzheim verlegt. Der Projektgruppe „Stolpersteine für Swisttal“ danke ich im Namen der Gemeinde Swisttal. 

Ein Gedenkstein auf dem alten jüdischen Friedhof in Heimerzheim erinnert ebenfalls an die jüdischen Bürgerinnen und Bürger. Im Einvernehmen mit der jüdischen Synagogengemeinde Bonn wurde der Gedenkstein 1981 nach einem Beschluss des Rates errichtet.  Ebenso möchte ich dem Initiativkreis „Informationstafel alter jüdischer Friedhof Heimerzheim“ danken, auf dessen Anregung der Rat im Herbst 2018 beschlossen hat, eine Informationstafel zur Verdeutlichung des Kontextes der Inschrift des Gedenksteins aufzustellen. Die Informationstafel wurde bei Feierlichkeiten am 23. Mai 2019 gemeinsam mit Vertretern des Landesverbands der Jüdischen Gemeinden von Nordrhein enthüllt.

Das große Engagement der Bürgerschaft zeigt, dass den Swisttalern die Pflege einer lebendigen Erinnerungskultur am Herzen liegt. Allen Bürgerinnen und Bürgern, die sich mit ihrem ehrenamtlichen sozialen und gesellschaftlichen Engagement für Integration und ein friedliches, tolerantes Miteinander einsetzen, danke ich für Ihre Tatkraft.

Mit dem Gedenken am 27. Januar halten wir das Bewusstsein an die historischen Ereignisse der Vergangenheit wach, die eine Mahnung für uns sind. Zugleich erweisen wir jenen Menschen, die Opfer des Nationalsozialismus wurden, und deren Angehörigen unser Mitgefühl und unseren Respekt, in dem wir die Erinnerungen an sie bewahren und ihrer gedenken.