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Denkmal - Vorschlag 7

"Hauseingang und Wasser"

Erläuterung

Der Entwurf zeigt ein massives, statisches, allansichtiges Objekt, das formal auf zwei Materialien basiert. Es ergeben sich zwei Hauptansichten mit unterschiedlicher Bedeutung.

Die aus alten, traditionellen Backsteinen gemauerte Seite symbolisiert dörfliche Urbanität. Sie zeigt einen Hauseingang mit Treppen und Fenstern. Die Backsteinansicht kann von weitem betrachtet an das Gemälde „Der Schrei“ von Edvard Munch erinnern und thematisiert so Angst und Schrecken.

Auch die Assoziation an eine Grabstätte kann entstehen: Blumen und Kerzen finden auf den Treppen, in den Fenstern und im Eingang Platz. Der Eingang führt jedoch nicht weiter und auch die Fenster sind mit einer glänzenden Wand versehen, diese spiegeln das Kerzenlicht, Sonnenlicht und Mondlicht wider. Die Backsteinseite soll zum Licht nach Süden hin ausgerichtet sein.

Im Hauseingang befindet sich ein harmonisches, wellenförmiges, abstrahiertes Ying-Yang-Symbol, welches zusammen mit der glänzend-weißen Oberfläche Licht und Zuversicht ausstrahlt und so zum Gedenken und Innehalten einlädt.

Aber auch die Gegensätzlichkeit wird behutsam thematisiert: wagt sich der Betrachter um das Objekt herum, begegnet ihm die Kehrseite, die Wucht des Wassers. Wie ein reißender Strom scheint das Wasser die Hauswand emporzusteigen. Hier zeigt sich das Gegenteil der Urbanität. Um beim Anblick der Wasserseite traumatische Erinnerungen zu vermeiden, habe ich ganz bewusst darauf verzichtet, die Wasserflut über das Backsteinelement wuchern zu lassen. Mit zwei Schritten zurück kann sich der Betrachter diesem Anblick entziehen, auch beide Seitenansichten ermöglichen eine behutsame Annäherung.

Die nach Norden ausgerichtete Wasserseite wird aus hochgebrannten, glasierten Keramikelementen angefertigt. Obgleich diese Ansicht für die Schattenseite, alles Negative, den Tod, die Angst, den Verlust und das Trauma steht, wird eine gewisse Ästhetik über die keramische Materialität entstehen. Auf dem Mehrgenerationenplatz der Zukunft soll Niemand durch ein erschreckendes, angsteinflößendes Objekt verunsichert oder verängstigt werden.

An dem massiven Sockel ist ausreichend Platz für Gedenktafeln, die von der Gemeinde, Angehörigen oder dem Land gestaltet werden können.

Diesem schrecklichen Ereignis gebührend, habe ich für meinen Entwurf zur Gedenkstätte an die Flutkatastrophe bewusst eine klare, verständliche und eindeutige Symbolik gewählt und auf eine freie, künstlerische Mehrdeutigkeit verzichtet. Es findet keine religiöse oder gesellschaftliche Eingrenzung statt und es ist viel Freiraum für die individuelle Wahrnehmung und Interpretation gegeben.